Kaiserslautern – Wissembourg – Straßburg – Freiburg – Basel – Solothurn
Montag, der erste September: In etwas anderer Besetzung, als geplant, fuhren wir von Sarahs und meiner (Selmas) Heimat aus los: Kaiserslautern. Sarah war leider krank und musste das Bett hüten. Trotzdem starteten wir zu viert: Clara, Selma und unsere beiden Freundinnen Marlene und Lilith. Marlene kam für eine Etappe mit, so kamen wir für 70 km in den Genuss ihres Windschattens. Der erste Stopp: der Ecolieu Langenberg, wo meine Mutter in Teilzeit wohnt. Schon in einem anderen Land, nämlich Frankreich! Wir gingen schwimmen in einem Teich, wippten, genossen das frische Gemüse aus dem Garten und machten eine kleine Abschiedsparty.


Dann fuhren wir nach Straßburg zu meiner Freundin Christina, wo wir einen Pausentag einlegten und die Stadt erkundeten. Sarah und Max stießen zu uns, zusammen ging es auf nach Freiburg zu meiner Oma. Eine Herausforderung: Die Suche nach dem passenden Mitbringsel. Wir standen im strömdenden Regen in der Freibuger Innenstadt. Aufgabe: Etwas passendes für Oma Gisela. Zuerst getrocknete Blumen für 30€. 30€?! Viel zu teuer, finden die, die nicht mit im Geschäft waren, die Blumen sind halb zerquetscht und auf dem Zwiebelmarkt in Erfurt gibt’s die für 24€! Umständliche Rückgabe, dann fanden wir besondere Kekse. Oma ist zwar bisher nicht als Desserttiger bekannt, aber die Geste zählt!
Die nächste Etappe führte uns nach Basel, wo wir in einem zur WG gewordenen Friseursalon übernachten konnten und noch einen gemütlichen Spieleabend mit meiner Schwester Lara verbrachten. Dann weiter nach Solothurn, unsere letzte fest geplante Station, das Wetter wieder mehr auf unserer Seite als die letzten Tage.

Mit einem Fahrradnavigator, der einem sagt, wo man langfahren soll, sind die Touren auch überraschend unkompliziert. Sonst steht man bei Regen unter Bushaltestellen, bei Dunkelheit unter Straßenlaternen, um irgendwie die Karte lesen zu können. 10% kommen auf die eigentliche Strecke wegen Verfahren drauf. Man landet in spooky militärischen Sperrzonen. Mit Navi hingegen ist es sehr entspannt. Manchmal schade, weil man weniger weiß, wo man eigentlich langfährt, aber dafür bleibt mehr Zeit zum Landschaft bewundern.
Der Anfang der Tour fühlt sich mit Verwandtschaftsbesuchen und den Freunden, die uns begleiten, noch so an wie normale Sommerferien. Als wir vor vier Jahren nach Benin geflogen sind, da war das ein anderes Abschied nehmen. Du steigst in einen Flieger und bist auf einmal auf einem anderen Kontinent, in einem anderen Klima und einer anderen Kultur. Mit aller Nervosität und Angst vor den Aufgaben.

Jetzt machen wir das, was wir schon immer machen: Fahrrad fahren. Und täglich merkt man, wie man ein bisschen weiter kommt: vom Pfälzer Wald über die Vogesen in das Jura mit Alpenblick. Was mich, Selma leider die erste Woche noch beschäftigt hat, ist mein Architekturportfolio für Bewerbungen für ein Büropraktikum, welches ich im Anschluss an die Tour machen möchte. Wobei ich auch merke, froh zu sein, noch etwas am Computer zu tun zu haben, ich bin das Beschäftigtsein gewohnt. So verläuft die erste Woche für mich perfekt; eine Mischung aus Fahrrad, Natur, Freunden und „Arbeit“. Clara wird während der Reise zu einer richtigen Instagrammaus. Videos, Bilder, Reels, Stories. Alles, damit wir unser Spendenziel für die Aktionsgemeinschaft solidarische Welt erreichen können!
Die letzten Tage und Wochen waren geprägt von Abschieden und natürlich geht auch jetzt schon das Vermissen los. Doch auf dem Fahrrad zu sein, hilft. Die Gedanken verlieren an Schwere. Man strengt sich an und keine Schmerzen mehr.
Der „Urlaubsteil“ der Reise ist nun vorbei, ab jetzt wird gecampt, Routen sind unklarer und wir nur noch zu dritt – aber hochmotiviert! Morgen machen wir uns auf Richtung Südfrankeich, dort wartet am 25.09. die Fähre auf uns, die uns nach Marokko bringen wird. Da geht das Abenteuer dann so richtig los 🙂
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